Master Thesis 2010

RAY – „Das Zelt ist spitz – und die Erde flach“

Ist der Mensch mobil oder statisch veranlagt?

Leichte und mobile Bauten faszinieren mich, vor allem weil sie in der heutigen, sich schnell wandelnden und sich verändernden Zeit, sich flexibel und  kurzfristg an Situationen  anpassen können und so vielen, neuen Lebenssituation RAUM-geben.

Daher habe ich bei meiner Master-Theses hier meinen Schwerpunkt gesetzt.

Wir leben in einer Kultur der Sesshaftigkeit. Obwohl wir Tag ein Tag aus mit Begriffen wie der „mobilen Gesellschaft“ und „persönlicher und beruflicher Flexibilität“ konfrontiert werden, als neue Tugenden und Eigenschaften einer neuen globalen Gesellschaft. Dennoch wohnen die meisten von uns in Häusern, haben einen Bausparvertrag, binden sich an Ratenzahlungen für ein bestimmtes Fleckchen Erde. Wir sind heute mehr denn je hin und her gerissen in diesem Spannungsfeld aus geforderter Flexibilität und gewünschter Stabilität. Wie erleben wir in dieser Umgebung den Raum? Was benötigen wir um uns wohl zu fühlen? Durch die Gestaltung und Organisation unserer Lebensräume beeinflussen Architekten und Innenarchitekten mehr als jeder andere unser Verhalten und Empfinden. Das Monument, die ewige Architektur und deren Starrheit sind nach unseren neuen Vorstellungen und Meinungen überholte Denkweisen. Moderne Gebäude sollten heute flexibel gestaltet sein, sie sollten zu jeder Zeit modifiziert und somit umgenutzt werden können. Betrachtet man eine normale vierköpfige Familie zusammen mit einem Einfamilienhaus, so wird einem schnell die hohe Dynamik klar, die diesem Beispiel inne wohnt. Solange die Kinder noch jung und klein sind, können sie sich ein Zimmer teilen. Mit wachsendem Alter wird jedes von ihnen den Anspruch auf ein eigenes Zimmer erheben und bald darauf ausziehen, um zu studieren und woanders zu leben.

Wie also gehen wir mit solchen uns bekannten Phänomenen in Zukunft um? Brechen wir Wände raus, bauen an und reißen ab, ziehen um, nur um dem geänderten Ansprüchen gerecht zu werden? Nomadische Kulturen bauen seit Jahrtausenden auf das Prinzip der Mobilität. Die leicht demontierbaren Konstruktionen verfügen über robuste Details und textile Membranen bilden die Raumabschlüsse. Mobil im Raum, als auch mobile Raumtrennungen im Innenraum. Nicht nur die strukturelle Flexibilität ist wichtig. Ein Kriterium für architektonische Qualität ist der örtliche Bezug des Objektes zur Umgebung, der Genius Loci. Ein multiplizierbares Gebäude, das sich nur für einen begrenzten Zeitraum in einem Umfeld aufhält, mobil und somit flexibel ist, was die Platzierung im Umfeld betrifft, kann nur beschränkt einen Dialog mit der Umgebung führen. Es entzieht sich dem Ortsbezug. Es bezieht sich höchstens auf sich selbst, den Anlass, seinen temporären Nutzen. Könnte man nun behaupten, ein Zelt sei deswegen schlechte Architektur? Oder bezeichnet man es deswegen als Produkt? Es verfolgt keinen lebenslangen Masterplan, sondern reagiert auf die jeweiligen Bedürfnisse seiner Nutzer. Die Anpassung an Bedürfnisse, die im Hier und Jetzt existieren und den Respekt vor dem Menschen als Zentrum seiner Welt.

Entstanden ist eine additive und erweiterbare „zeltähnliche“  Struktur, die in unterschiedlichen Situationen genutzt werden kann.